Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd – Was ist das?

Die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd  hilft dabei,  soziale, emotionale, geistige-kognitive und motorische Ressourcen von Menschen zu entwickeln. Dabei geht es um die Entwicklungsförderung und Persönlichkeitsstärkung, nicht um das Erlernen des Reitsports. Wenn dies „nebenbei“ passiert ist das schön, jedoch nicht Schwerpunkt der HFP. Dazu gibt es herkömmlichen Reitunterricht in Vereinen.

Durch Erfahrungslernen werden wir mit den sozialen Kompetenzen wie Verantwortung übernehmen, Disziplin, Respekt, Wertschätzung, Empathie, Vertrauen, Teamgeist, Selbstbehauptung und Neugierde ausgestattet. Diese Aufzählung lässt sich sicherlich noch erweitern. Bei der Arbeit mit dem Pferd  lässt es sich nicht vermeiden, die eigene Frustrationstoleranz sich selbst und anderen gegenüber zu erweitern. Ein Pferd hat bekanntlich einen sehr  großen eigenen Kopf! Wenn wir neben bei noch das „Fair Play“ lernen, ist viel auf dem Weg der Entwicklungsförderung erreicht.

Auf der Emotionalen Seite wird das Selbstbewusstsein gestärkt. Durch das Getragen werden kommt der Organismus zur Ruhe. Das Pferd schwingt mit seinem Rücken im Schritt wie die Frequenz des menschlichen Gangs und Herzrhythmus. Auf den Gleichgesichtssinn des Mittelohrs und das Zusammenspiel beider Gehirnhälften als Voraussetzung zum Lernen wirkt der Schritt des Pferdes! Dieser ganzheitliche Bewegungsdialog führt „nebenbei“ zu einer besseren Konzentration, als eine Voraussetzung zum Lernen. Das nimmt u.a. auf die Motorik Einfluss, sie verbessert sich nebenbei spielerisch. Durch die natürliche Reizstimulation unserer Sinnesorgane unter Einbeziehung des Pferdes werden Sensibilität und Wahrnehmung geschult. Dabei haben wir Spaß und Freude, unsere Herzen werden berührt. Das Pferd spricht diese Ebene an, da ihm „ die Worte fehlen“ und wir mit ihm in Kontakt treten (wollen). Das ist unsere Gemeinsamkeit und Beziehungsebene. Das Pferd  gibt uns direkte und unweigerlich ehrliche Rückmeldungen, die wir bei Artgenossen häufig in der Diplomatie der Worte nicht mehr finden. Feedback! Es nimmt uns unvoreingenommen und wertungsfrei wahr, egal woher wir kommen.

Wirkungsebenen

individuelle Wirkungsebene

  • Durch den Aufbau einer Beziehung (Bindung) zum Tier, können gewisse Verhaltensweisen, dem Tier zum Gefallen oder für die eigene Sicherheit, verändert werden.
  • Erleben von Selbstwirksamkeit und Entscheidungskompetenz, erlernen neuer Handlungs- und Konfliktlösungsstrategien
  • Befriedigung basaler Bedürfnisse wie Wärme, Zuneigung, Berührung, Nähe, Getragen werden (schaukeln)
  • Miteinander ins Gespräch kommen, während man eine gemeinsame Handlungsebene/Thema Pferd im Hier und Jetzt (ohne Handy!) hat.
  • Erlernen von angemessenen Konfliktlösungsstrategien und Frustrationstoleranz, ruhig bleiben bei Grenzerfahrungen, Angst spüren und verbalisieren lernen
  • Erlernen direkter Kommunikation (keine zweideutigen Botschaften, ehrliche und direkte Rückmeldung über das eigene Verhalten durch das Pferd, dadurch kann innere Sicherheit und Empathie erworben werden).

motorische Wirkungsebene

  • Sensibilisierung der Körperwahrnehmung
  • Förderung des Raum-Lage-Empfindens, wo bin ich, wo sind die anderen im Raum
  • Förderung von Rhythmus und Balance
  • Stärkung des Bewegungs- und Halteapparates
  • Sprachentwicklung durch motorische Entwicklung

Zielgruppe

Kinder ab ca. 4 Jahren und Jugendliche mit unterschiedlichen Förderbedarfen (Verhalten – emotional/sozialer Förderschwerpunkt, Sprache, Motorik,… ).

Durchführung

Einzelförderung im geführten Schritt, eine Einheit ca. 30 Minuten

Wo

Solingen, Wipperaue

Finanzierung

SGB VIII § 27 in Verbindung mit § 35 (a)

SGB IX 39 in Verbindung mit § 30, 56

SGB XII §54, 53

Selbstzahler

Wie arbeitet die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd (HFP)?

  • Aufbau von Beziehung und Vertrauen zum Pferd, im „Beziehungsdreieck“ (Pferd-Kind-Pädagoge). Das Pferd wird sozusagen zum Co Pädagoge. Durch Vertrauen wird die „Öffnung“ des Kindes erleichtert. Dabei wird das Verhalten des Kindes möglichst über das Pferd reguliert. Bsp.: Rennt ein Kind durch den Stall und das Pferd erschreckt sich, würde man dem Kind sagen: „ der Otto hat gerade ganz große Angst vor dem Lärm den du machst…. Geh langsam und er beruhigt sich wieder“. Erklärungen über Fluchttier etc. würde folgen…
  • Entwicklung einer positiven Grundstimmung durch Zuwendung und Angenommen sein vom Pferd/Pädagogen ohne Leistungszwang, vom Alltag abschalten und Freude erleben.
  • Durch das gemeinsame „mit-Tun“ wird gelernt, Verantwortung für das Wohlergehen des Pferdes zu übernehmen. Darüber entsteht eine Beziehungsebene (die sich später bestenfalls auf Menschen übertragen lässt) auf der gearbeitet wird. Diese kann durch das geführte Reiten im Schritt erweitert werden. Dabei können verschiedene Situationen reflektiert werden, oder einfach nur „das Getragen werden“ genossen. Meistens erzählen die Kinder über die Dinge, die in Ihrer Welt wichtig sind. Dies findet mit einem Reitpad statt, da hierbei im Gegensatz zu einem Sattel, der Bewegungsimpuls des Pferderückens besser auf den menschlichen Körper übertragen wird. Der Focus der Arbeit liegt ausdrücklich auf der Persönlichkeitsstärkung, nicht auf dem Erlernen des Reitsports. Wenn dies „nebenbei“ passiert ist das schön, jedoch nicht Schwerpunkt der HFP. Dazu gibt es herkömmlichen Reitunterricht in Vereinen.

Frau Iris Tyroff, Dipl. Soz. – Päd., Zertifizierte Kinderschutzfachkraft, Systemische Beraterin, Reitpädagogin (DKThR), Trainer C Reiten, Mitglied im Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten e. V. (DKThR). Arbeitsweise nach deren Grundsätzen mit langjähriger Berufserfahrung u.a. in der Hippotherapie im Reittherapiezentrum Köln Weiß und dem Reitverein in Paffrath. Die Durchführung der Einheiten erfolgt bei schönem Wetter in der Natur, sonst steht uns eine Reithalle etc. zur Verfügung.